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And another....

Der erste Teil des Abends bringt Novemberstimmung in die Koblenzer Rhein-Mosel-Halle. Benjamin Brittens Suite „A Time There Was“ schmeckt weithin nach nebelverhangenen grauen Frösteltagen. Die folgenden „Kindertotenlieder“ von Gustav Mahler verströmen Gram und tiefe Trauer. Nach der Pause übernimmt beim jüngsten Anrechtskonzert des Musik-Instituts mit Dmitri Schostakowitschs  5. Sinfonie opulent auftrumpfende Großsinfonik das Regiment. Deren Umsetzung durch die Rheinische Philharmonie unter Garry Walker wird zu Recht mit sehr langem und lautem Beifall gefeiert.

Hierzulande selten, in Koblenz womöglich noch nie gespielt, dürfte kaum ein Zuhörer Brittens Opus 90 über einige englische Volkslieder je gehört haben. Was vom Titel her simpel klingt, erweist sich als recht hakelige Komposition. Die verlangt von Musikern wie auch vom Publikum ab dem ersten Takt hohe Aufmerksamkeit. Ist das gewollt mit den schrägen Tönen oder spielt da jemand falsch? Gehört das so mit den teils wie hingespuckt wirkenden Soloeinwürfen?

Allenthalben Unsicherheit im Auditorium, das meist nicht einmal die dem fremden Werk zugrunde liegenden Volkslieder kennt. Spannend ist die Sache dennoch. Es steckt nämlich allerhand drin in dieser Suite, das der Entdeckung wert ist. Und spätestens, wenn man in deren vierten Teil „Hunt the Squirrel“, mit nachgeahmtem Dudelsack-Bordun und verfremdeter Pub-Fidel den vertrauten Boden des Scottish-Irish Folk unter den Füßen spürt, wird nachvollziehbar: Was Britten daraus gemacht hat und die Rheinische hier versiert umsetzt, ist hohe Kunst und auf eigene Art schön. (…)

Ruby Hughes führt einen angenehm unprätentiösen, hier in wunderbarer Schlichtheit auf zarten Liedgesang, nicht füllige Opernarie eingestimmten Mezzosopran. Zu diesem Schluss kommt, wer ihr inniges Singen denn deutlich hört und nicht nur ahnt. (…) Vor allem bei den tieferen Passagen verliert sich die schöne Stimme fast in den Weiten der großen Halle – obwohl Walker das Orchesterspiel, wo immer die Komposition es erlaubt, auf schiere Kammermusikdimension reduziert. Gleichwohl darf die Sängerin warmen, herzlichen Applaus entgegennehmen. (…)

Zur abschließenden Schostakowitsch-Sinfonie sei kurz, bündig, zweifelsfrei notiert: Die Realisation durch die Rheinische Philharmonie ist ein Bravourstück an orchestraler Stimmigkeit. Das Werk verlangt allen Instrumentengruppen höchste Präzision und zugleich gefühlige Feinsinnigkeit bei den Stufungen von zart-innerlicher Melancholie über Sehnsucht nach Lebensfreude wie auch das Ausleben selbiger quasi auf dem Tanzboden ab – bis hin zum Glorienbombast vorgetäuschter Massenglückseligkeit.

Und was das Werk verlangt, wird an diesem Abend auf allen Positionen sauber differenziert, sorgsam verwoben und zugleich mit inspiriertem Enthusiasmus geliefert. Walker fährt die dunklen Elemente in den ersten drei Sätzen etwas zurück, hebt stattdessen das menschliche Wünschen, Hoffen und die kleinen Freuden an.

Das unterstreicht jene von Schostakowitsch meisterhaft gearbeitete Heiterkeit, die der Sinfonie auch eigen ist – eine zeitlose humane wie musikalische Autonomie gegenüber den stalinistischen Zwängen behauptend, denen er bei ihrer Schöpfung ausgesetzt war. Was den allweil umstrittenen Schlusssatz der Fünften mit seinem scheinbaren Verherrlichungspathos der Oktoberrevolution angeht: Die bis in den ärgsten Furor hinein gefasste, disziplinierte Spielweise der Rheinischen schafft eine frappierende Durchsichtigkeit der Klanggewalten. Da kann der aufmerksame, nicht vollends im Klangrausch versunkene Hinhörer etwas von der raffinierten Doppelbödigkeit des Finalsatzes erkennen: Hier, da, dort distanziert sich der Komponist vom selbst geschaffenen Bombast.

Rhein-Zeitung │ 13. November 2017 │ Andreas Pecht

More Koblenz crits.

Das letzte Konzert beim Koblenzer Musik-Institut im alten Jahr hatte nur zwei Programmpunkte. Beides indes dicke Brocken, die mit 50 und 55 Minuten Spieldauer den Abend in der Rhein-Mosel-Halle prall füllten: das Klavierkonzert Nr. 1 von Johannes Brahms und die Sinfonie Nr. 1 von Edward Elgar. Brahms genießt hier quasi Hausrecht, denn die intensive Pflege seines Œuvres hat beim Musik-Institut eine große Tradition. Auch gastierte der Komponist selbst zu Lebzeiten wiederholt als Dirigent und Pianist in Koblenz.

Knapp eine Generation nach seinem deutschen Kollegen geboren, galt der Brite im United Kingdom seit der Uraufführung seiner ersten Sinfonie 1908 in Manchester als heimischer Superstar der Klassik. 82 umjubelte Aufführungen erlebte die Komposition auf den Inseln allein im ersten Jahr. Während die Briten sich freuten, dass mal wieder einer der ihren ein Werk von internationalem Format geschaffen hatte, blieben die Reaktionen im übrigen Europa verhalten. Bis heute gehört Elgars Sinfonie Nr. 1 auf dem Kontinent nicht eben zu den Programmhits – obwohl es sich zweifelsohne um ein bedeutendes Werk handelt und die hohe Orchestrierungskunst seines Schöpfers belegt.

Für Garry Walker, den schottischen Chefdirigenten der Rheinischen Philharmonie, ist es eine Herzenssache, dem hiesigen Publikum die Sinfonie seines britischen Landsmannes nahezubringen. Überraschend der humorige Einstieg mit einem fast latschenden müden Schrittrhythmus. Das ist gewollt: Des Dirigenten linke Hand wirft dem Orchester entsprechend kraftlose Impulse zu. Faszinierend, wie Zug um Zug eine energetische Verdichtung aufgebaut wird. Daraus erwächst leuchtend jenes majestätische Thema, das über vier Sätze in verschiedenen Instrumentierungen mehrfach wiederkehrt und das Werk so zusammenhält.

Es gibt wunderbare Elemente in dieser Sinfonie, die in toto vom Orchester fabelhaft realisiert wird: der knackige Marsch im zweiten Satz etwa; diffizile Hochgeschwindigkeits-Passagen, mit äußerster Präzision gemeistert; die eindringliche Schlussapotheose um das Kernthema. Indes – und da mögen die Meinungen nun auseinander gehen: Es ist die Komposition selbst, die zwischen solchen Höhepunkten bisweilen recht langatmig, weitschweifig oder ähnlich einem Gemälde William Turners vage und diffus wirkt.

Verglichen damit, kommt heutigem Publikum das Klavierkonzert von Brahms wie eine kompakte, klare, herrliche Sache vor. Das war freilich im Veröffentlichungsjahr 1859 noch anders. Bei der Uraufführung in Hannover ein mäßiger Anstandserfolg, bei der Zweitaufführung in Leipzig von zu keinerlei Applaus bereitem Auditorium abgestraft, setzte sich das Werk erst mit der späteren Berühmtheit des Komponisten durch. In Koblenz übernimmt an diesem Abend der britische Pianist Steven Osborne den Solopart. Er und die Rheinische liefern eine rundum feine Arbeit ab, aus der zwei Aspekte hervorgehoben seien.

In die gewaltige Orchestereinführung mit ihren beinahe zornigen Trillerreihen flicht Osborne schier unmerklich das lyrische Seitenthema ein. Es ist, als wachse der Piano-Ton aus dem Orchester heraus und verschmelze alsbald wieder mit ihm. Übergänge, Stimm- und Führungsübergaben innerhalb der Rheinischen sowie zwischen ihr und dem Solisten bleiben das komplette Brahms-Konzert hindurch eine bestimmende grundsätzliche Qualität der Aufführung.

Ähnliches lässt sich über die Umsetzung des Adagio-Satzes sagen: Walker nimmt das Orchester ganz weit zurück, bis das Pianissimo fast nur noch ein Flirren ist. Dahinein setzt Osborne, teils nicht minder zurückgenommen, versonnen die Klavierstimme. Heraus kommt ein gefühlvolles Konstrukt in entzückender Schwebe zwischen Romantik und Impressionismus. Vielleicht war das der, auch jahreszeitlich passende, schönste Moment des Abends.

Rhein-Zeitung │ 11. Dezember 2017 │ Andreas Pecht

Koblenz Crit Mahler/Mozart/Ibert

EINE WILLKOMMENSUMARMUNG
VOLL STURM UND DRANG

Der erste Eindruck hat keine zweite Chance: Wenige Millisekunden gestehen wir einem uns unbekannten Menschen zu, bevor wir ein Urteil über ihn fällen. Ähnliches gilt für Kollektive: Sekunden entscheiden darüber, ob für ein Orchester und einen neuen Dirigenten eine freudvolle Zusammenarbeit beginnt oder nicht. Genau diese Augenblicke zwischen dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie und dem Schotten Garry Walker fielen 2015 offenbar beglückend aus: Mit überwältigendem Votum erkor sich das in Koblenz residierende Orchester Walker zum Nachfolger Daniel Raiskins als Chefdirigent.

Beim ersten Anrechtskonzert des Musik-Instituts Koblenz ist das Publikum nun – nach einer Interimssaison mit wechselnden Dirigentenhandschriften – Zeuge einer beherzten Willkommensumarmung. Man spürt, sieht, hört: Was auf der Bühne passiert, will den Namen „Partnerschaft“ führen. Wie auch vor zwölf Jahren, beim gleichen Anlass, muss der alten Weisheit gedacht werden: „Neue Besen kehren gut.“ Was aber, wenn der Besen gar kein solcher sein will? Denn nach Reinigen, Ausputzen oder gar nach Aufräumenmüssen klingt dieses erste einer langen Reihe von Konzerten mit Garry Walker inner- und außerhalb von Koblenz überhaupt nicht, eher schallt dem Publikum ein ostentatives Wirgefühl entgegen. Die Rheinische hat ihren Beziehungsstatus offenbar auf „verliebt“ geändert und das hört man. (…)

Dabei gibt der Programmablauf zu einem potenziell prächtigen Finale hin den Verlauf praktischerweise vor – und das Ausschöpfen dieser Möglichkeit gelingt mit Gustav Mahlers erster Sinfonie auch plangemäß. Nicht nur für die damaligen Zeitgenossen der Uraufführung 1889 sprengte der offizielle sinfonische Erstling Mahlers alle Erwartungshaltungen, auch heutige Aufführungen des Fünfzigminüters stellen Anforderungen an Ausführende und Zuhörende, die in der Frage nach einem Spannungsbogen eine Schnittmenge teilen. Diesen Bogen vonseiten der Interpreten aufrechtzuerhalten, ist die wohl größte Kunst – gelingt sie, hat auch das Publikum die Chance gleichzuziehen.

Und diese Punktlandung gelang unter voll gesetzten Segeln und mit Sturm und Drang: Unter Walkers Leitung findet die Rheinische Philharmonie zu beeindruckendem Klangreichtum. Keineswegs nur im finalen Schlussjubel, auch in den vielen sphärischen Streichergeweben zu Beginn, dem gut präparierten Augenzwinkern der Bläser in den parodistischen Passagen und der Energieversammlung in vielen potenziellen Hakelstellen der Sinfonie erzielt diese Leistung zwischen berückend und beglückend (…) hohe Ausschläge auf der Emotionsskala.

Bei Mahler gelingt auch die interpretatorische Profilierung, die zu Beginn hinter dem allbestimmenden Gefühl begeisterter Leichtigkeit zurückzutreten bereit schien: Jacques Iberts „Hommage à Mozart“, ein fluffig-quirliges Auftaktstück, atmet zu viel Adrenalin (…) – was nur der Aufregung des Beginns geschuldet sein kann, denn das hohe Maß an Präzision, das Garry Walker in seinem spielerischen, hier fast tänzerisch-gelenkigen Dirigat vorgibt, ist auch für die Zuschauer nachvollziehbar.

Auch der erste Schwerpunkt des Konzertes, Mozarts „Jupiter“-Sinfonie, ließe Nachfragen zu. (…) Die hineindringende Moll-Welt des tieftragischen Mozart nicht ganz so offenbar zu betonen, eher gepflegt und mit feinen Unterschieden (…) zu phrasieren und auf Proportionen dieser Sinfonie gemessen hinzuweisen – gerade in Vorbereitung auf den formenlösenden Mahler: Auch das könnte natürlich durchaus eine, wenngleich ziemlich zurückhaltende Interpretationsabsicht sein. Und immerhin gelingt schon im Mozart-Schlusssatz ein Zusammentreffen der Fugato-Stimmen zu einem mehrdimensionalen, nicht auf Glanz und Nachdruck versessenen Klangrelief, das Lust macht auf die vielen nächsten Kapitel dieser jungen Beziehung von Dirigent und Orchester, die sich hoffentlich einen Teil des leidenschaftlichen Enthusiasmus des Beginns erhalten kann.

Rhein-Zeitung │ 25. September 2017 │ Claus Ambrosius

Koblenz Crit Haydn/Bartok/Kodaly

MIT EINEM SCHOTTEN
AUF UNGARISCHEN PFADEN

Er ist emsig, steht in seiner ersten Saison als neuer Chefdirigent der Rheinischen Philharmonie in rund zwei Dritteln aller Konzerte am Pult, auch beim ersten Orchesterkonzert im Görreshaus: Garry Walker, vor zwei Jahren unter mehr als 100 Bewerbern als Nachfolger Daniel Raiskins gekürt. Zum Einstieg wandert der Naturfreund Walker mit dem Staatsorchester nicht auf schottischen, sondern auf ungarischen Pfaden, unter dem Motto „Eljen a Magyar“, „Hoch lebe der Ungar“, entlehnt einer Schnell-Polka von Johann Strauß.

Die steht nicht auf dem Programm, dafür ungarisch Imprägniertes von Zoltán Kodály und Béla Bartók. (…) Die durch eine Haydn-Sinfonie gewürzte Mischung entspricht Walkers Konzept, dem Koblenzer Publikum erst einmal „a well-balance diet“, eine bekömmlich ausbalancierte Kost vorzusetzen. Schon bei Kodálys „Ungarischem Rondo“ (…) wird klar, dass diese Bekömmlichkeit keinesfalls Glätte meint. Da ist ein Ganzkörperdirigent am Werk, der, so Stimmen aus dem Orchester, zwar menschlich angenehm unautoritär und uneitel ist, musikalisch aber konsequent arbeitet. Der in Dynamik und Tempo auf Kontrast setzt, die typischen Synkopierungen und Punktierungen der ungarischen Volksmusik lustvoll mit dem Orchester ausreizt. (…)

Kodálys Kindheitserinnerungen an Sommertage in einem kleinen Städtchen, an eine dort auftretende berühmte Zigeunerkapelle verarbeitende „Tänze aus Galanta“ sind da doch ein noch lohnenderer Stoff mir ihren Wechseln zwischen temperamentvollen Verbunkos, Liedern und Tänzen, mit denen Soldaten angeworben wurden, und langsameren, elegischen freien Passagen. Virtuosen Klarinetten- und Flötensoli stellt Walker die Streicherregister desto geschlossener, klangvoller entgegen. Für dieses Dessert der Walker’schen Diät bedankt sich das Publikum mit minutenlangem Beifall.

Ein bisschen schwerer im Magen liegt offenbar einer der Hauptgänge, Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester Sz 113. Das tut es vielleicht deshalb, weil dieses Werk 1939 zwar in sehr angenehmer Atmosphäre komponiert wurde – nämlich im Schweizer Chalet von Bartóks Baseler Mäzen Paul Sacher. Die Schatten des Krieges waren aber schon dort zu spüren. Sie verdunkeln musikalisch immer wieder das Divertimento, trüben, in Form unerbittlicher Synkopen, gleich das so lebenslustig mit einem schwungvollen Kolo startende Allegro. Sie verdunkeln bis hin zum Trauermarsch den langsamen Satz und verleihen dem neobarocken, mit Concerto-grosso-Effekten spielenden Finale einen bitter-grotesken Beigeschmack.

Das ist für Walker genau das Richtige, für einen Dirigenten, der gern den vollen Orchesterklang auskostet, dann aber intensiv am Leisen, an kleinsten Nuancen ziseliert. Das tut auch Joseph Haydns Sinfonie Nr. 70 D-Dur wohl, von Ungarischem gänzlich unbeleckt, aber immerhin zur Wiedereröffnung des Theaters in Esterháza erstmals aufgeführt. Eine Sinfonie, die zwar, vor allem in den Ecksätzen, entsprechend Pomp entfaltet, mit strahlenden Fanfarenmotiven zu Beginn, mit einer kunstvollen Tripelfuge im Finale, die jedoch in den Mittelsätzen unerwartet innehält mit klagenden Moll-Wendungen im Andante, einem bittersüßen, pianissimo-zarten Trio im Menuett.

Rhein-Zeitung │ 5. Oktober 2017 │ Lieselotte Sauer-Kaulbach

Cries from Koblenz. BRAHMS/Dvorak/Sibelius

HINREISSENDER DIALOG ZWISCHEN
DIRIGENT UND ORCHESTER

„Das Orchester hier hat mit einer Wollust geübt und gespielt und mich gelobt, wie es mir noch nie passiert ist.“ Derart freute sich Johannes Brahms über die triumphale Uraufführung seiner 2. Sinfonie anno 1877. Ähnliche Anwandlungen durchzucken den Zuhörer jetzt mehrfach während der Realisation des Werkes durch die Rheinische beim Koblenzer Musik-Institut. Wie damals im Wiener Musikverein das Publikum gespannt war auf die neueste Komposition von Brahms, so war es jetzt auch das Auditorium in der Rhein-Mosel-Halle auf die Leistung des hiesigen Staatsorchesters beim zweiten Anrechtskonzert unter Stabführung seines neuen Chefdirigenten Garry Walker.

Das ebenso vielgestaltig gefühlige wie kompositorisch komplexe Brahms-Stück beschließt einen Abend, der als Generaleindruck hinterlässt: Hier wird hoch konzentriert mit großer Ernsthaftigkeit musiziert. Wobei Ernsthaftigkeit nicht allein Tragik und Dramatik meint, sondern stets die kunstvolle Ausformung auch von Leichtigkeit, Ausgelassenheit, Witz einschließt. Von all dem gibt es reichlich. Und wie Walker es jeweils haben will, macht sein mal nach weitem Klangatem ausgreifendes, mal strammes, mal treibendes, mal lässig tänzelndes, immer aber gelassenes Dirigat sichtbar.

Hinsichtlich der Spielkultur fällt zuvorderst die feine Abstimmung der Register ins Ohr. Resultat ist ein ausgewogener, voller Orchesterklang – der auch die härteste Bewährungsprobe besteht: in jenem extrem leisen und zarten Pianissimo nicht zu zerbröseln, auf das Walker wiederholt bis in den Grenzbereich des gerade noch hörbaren Hauchs abzielt.

Die Haupt- und Nebenthemen dieser Sinfonie sind längst Ohrwürmer der Klassikszene. Weshalb Wiederbegegnungen damit häufig zu wohligem Baden im Vertrauten werden. In solchen Genuss kommt man auch diesmal; und zum furiosen Finale lässt Walker nach allgemeiner Manier den Dingen ihren ungestümen Lauf. Aber da ist noch etwas anderes, Interessanteres: die Wechselwirkung zwischen den Themen, ihr Ineinandergreifen, ihre variierende Fortentwicklung, ihr Übergehen von einer Instrumentengruppe zur anderen, die damit verbundenen Klangverschiebungen und Stimmungsumschwünge.

Walker und das Orchester machen dieses Netz transparent, lassen es uns mit filigran abgestimmter, jeden Übergang und Umschwung sorgfältig ausarbeitender Art „durchhören“. Manch einer im Publikum dürfte dabei mancher Eigenart und Raffinesse in der 2. Brahms-Sinfonie erstmals gewahr werden. Derartige Entdeckerlust am Altbekannten ist sehr vielversprechend. Für solch erhellende Feinarbeit auch und gerade im Kleinen gewährt der Dirigent die nötige Zeit und nimmt also das Grundtempo einen Tick langsamer als es der Hörer von anderwärts gewohnt ist.

Das gleiche Ansinnen führt beim vorausgehenden Cellokonzert Antonín Dvořáks im ersten Moment zu etwas Irritation. Denn der 35-jährige Solist Nicolas Altstaedt drückt bei seinem Einsatz plötzlich aufs Tempo. Doch sind beide Profi genug – auch lange befreundet – sich binnen wenigen Tönen wieder zu finden; dies nicht zuletzt in ihrer gemeinsamen Ernsthaftigkeit des musikalischen Strebens. Was folgt, ist eine hinreißende Zwiesprache zwischen Solist und Orchester sowie ein Cellospiel, das nichts wissen mag von Virtuosenzirkus. Das vielmehr überzeugt, nachher auch lautstark bejubelt wird, mit wohlüberlegtem Wechsel zwischen klangklarem, innigem, kantilenem Singen und fein portionierter Feurig- und Ruppigkeit.

Das Konzert begann mit Jean Sibelius‘ „Der Schwan von Tuonela“. Das schwermütige Stück mit seinem großen Englischhorn-Solo wurde unversehens zu einem „In memoriam“ für Leonard Pietjou. Der langjährige Meister des Englischhorns bei der Rheinischen Philharmonie ist vor wenigen Tagen nach schwerer Krankheit 62-jährig verstorben. Das Orchester und Annika Steinkamp am Englischhorn erwiesen ihrem Kollegen auf berührende Weise musikalisch eine letzte Ehre.

Rhein-Zeitung │ 23. Oktober 2017 │ Andreas Pecht

Koblenz First Concert

It is sometimes very difficult to truly express how one feels after a successful concert. Words somehow seem insufficient. Gratitude seems rather matter of fact, particularly on a public forum like this. 

 

So all I will say is that the Ibert/ Mozart/ Mahler concert was probably one of the most enjoyable and memorable evenings of my life, and everyone involved sang with one honest, truthful, energised voice......and there is simply no way that I can fully express my gratitude to the orchestra. They know how grateful I am, and that must suffice. I didn't make a single sound......

 

And now? We continue with the music as the sole (soul) focus, and make music with joy, energy, fun and courage.

 

Florence

Was in Firenze with the fabulous ORT orchestra in May. Always a great joy to work with them, and fabulous to run around Europe's third most beautiful city....after Edinburgh and Koblenz of course....

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Always a bit off putting when you run round a corner and see this..... 

 

 

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Absolute maze of back streets. 

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And a totally gratuitous picture of cold Scottish mountains just for balance. 

Rare moment off.

Having had next to no time off recently, I decided to have a day running through the Lairig Ghru in the Cairngorms. I've looked up at this cleft in the hills for as long as I can remember. I've walked all of it at some time or other,but never actually  gone through it specifically. It must be one of the most iconic mountain features in Scotland. Got the perfect day for a good run.....cool with no wind! I imagine doing it into the teeth of a gale would be much tougher.

 

As it was, it took me 4 hours dead from Linn of Dee to the car park on the ski road at the top of the Rothiemurchus Forest.

Luibeg

Luibeg

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The Devil's Point and wonderful Glen Geusachan

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Looking up the Lairig from above Corrour

 

 

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The summit of the pass

 

 

Sinclair Memorial Plaque

Sinclair Memorial Plaque

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Chalamain Gap.....much more impressive than I thought it would be. 

Never the Time

A lot has happened over the last few months, not least this....

 

https://bachtrack.com/review-billy-budd-opera-north-aldeburgh-festival-snape-maltings-june-2017/amp=1

 

It was was such a joy to be doing Billy Budd again, a piece which just grows and grows. To have the privilege of doing it at the Aldeburgh Festival, and for it to be the first time (!) that it was performed there was an added bonus. Both performances will remain with me until my last breath, as will the audience reaction.....

 

https://amp.ft.com/content/02b49b2a-5a63-11e7-b553-e2df1b0c3220

 

 

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Aldeburgh beach; fascinating light fo  most of the evening.

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The most iconic building in British Music?

 

Thanks as always to all who made it possible. 

Billy Budd crit. The Scotsman; David Kettle

With designer Leslie Travers’s shabby-chic set, all curling floorboards and distressed paintwork, director Orpha Phelan’s fine production of Britten’s great nautical tragedy for Opera North placed us firmly inside the mind and regretful memories of the aloof Captain Vere. Which felt only right, given Alan Oke’s quietly commanding performance in the role, the still point around which everything orbited – detached at times, yes, but also tracing a brilliantly believable arc from duty to despair to redemption. Billy Budd **** Edinburgh Festival Theatre There were equally fine performances from Roderick Williams in wonderfully rich voice as a surprisingly sturdy, thoroughly likeable Billy, and Alastair Miles, gratifyingly balanced as the sinister Claggart, deeply unsettling in his manipulations of the young and vulnerable, but far from a panto villain in his struggles with his own deep damage. Indeed, Phelan’s honest, intelligent production achieves a fine sense of balance with Britten and librettist EM Forster’s homoerotic subtext, never concealing it, but never overplaying it either – instead leaving it to fester under the surface, and to inform both the opera’s warm, seafaring camaraderie and its darker moments. Two elements really stood out: first, Opera North’s superb chorus, wonderfully roof-raising in the opera’s aborted battle scene but equally eloquent in its ominous opening; and second, Opera North’s equally superb orchestra, which delivered a brilliantly vivid, sharply etched account under conductor Garry Walker, full of surging drama and also moments of exquisite contemplation. This is a glorious, thoughtful production, as strong on technical accomplishment as it is on insight.
Read more at: http://www.scotsman.com/lifestyle/culture/music/opera-review-billy-budd-1-4309032